Historische Entwicklung vor 1990
2. Sportfreund Herbert Schulze
3. Wettkämpfe in den Anfangsjahren
4. Historische Wettkampferfolge
Die Quelle der nachfolgenden Berichte sind z.T. mündlich überliefert bzw. wurden einer Arbeit von Thomas Büttner entnommen. Für die Richtigkeit der Angaben wird keine Gewähr übernommen.
Die
Gründung der Sektion Judo in Schmölln im Jahre 1951
In
den Nachkriegsjahren bis 1950 gab es in der Stadt Schmölln noch kein Judo. Erst
durch den großen Elan des Sportfreundes Herbert Schulze konnte im Herbst 1951
eine Sektion Judo gegründet werden. Sie gaben sich den Namen „Stahl Schmölln“,
der jedoch nach kurzer Zeit in „Motor Schmölln“ umgeändert wurde. Herbert
Schulze konnte auf seine, durch die langjährige Angehörigkeit beim Judosport
und durch die Spitzensportlerlehrgänge, gewonnenen Erkenntnisse zurückgreifen.
Ohne großen Aufwand begann er gemeinsam mit seinem Neffen Rudolf Schulze eine
Sektion aufzubauen.
Es
musste vom Punkt „0“ begonnen werden. Er baute eine Mannschaft auf, mit der
er hoffte, bei Meisterschaften erfolgreich zu sein. So nahm er z. B. am 10.
Februar 1952 mit seiner ersten Mannschaft an den Landesmeisterschaften in Thüringen
teil, bei denen die Mannschaften aus Greiz, Sangerhausen, „Einheit Erfurt“,
„VP Erfurt“ und Schmölln vertreten waren. Hier beleget Schmölln den 1.
Platz. In der Schmöllner Mannschaft kämpften Herbert Schulze, Rudolf Schulze,
G. Bachmann, G. Zibbe, R. Gröger, H. Scheffel, A. Zöpel, A. Herbst, R.
Schanner, K. Langer und Horst Zeuner.
1959
wurde die Sektion in „Dynamo Schmölln“ umbenannt. Gleichzeitig wurde
begonnen, in Schmölln ein Nachwuchszentrum aufzubauen. Dieses Vorhaben war von
einigen Schwierigkeiten geprägt. So standen z. B. im Anfangsstadium der
Entwicklung für die damals große Anzahl von 30 Judokas nur zwei Judojacken zur
Verfügung, die dann immer abwechseln getragen werden mussten. Außerdem stand
den Judokas für ihr Training und die Wettkämpfe nur eine Matte zur Verfügung.
Dieser materielle Mangel wurde durch die Unterstützung von Betrieben der Region
behoben.
H. Schulze konnte dann sogar zwei Männerstaffeln, eine Jugendstaffel und eine Frauenstaffel zusammenstellen. Jede Woche wurde zweimal intensiv trainiert. Im Jahre 1957 wurde dann auch die Arbeit mit den Kindern aufgenommen, um noch eine größere Breitenarbeit zu schaffen. Das Training der Judokas war sehr hart. Zwei bis drei Stunden wurde trainiert. Dieses intensive Training legte den Grundstein für die großartigen Erfolge, die die Schmöllner Judokas in zahlreichen Wettkämpfen und Meisterschaften errangen.
Herbert
Schulze wurde 1909 geboren. Anfang 1930 wurde sein Sportinteresse durch einen in
Altenburg bestehenden Jiu-Jitsu Arbeiterclub geweckt. Nachdem er die
Bekanntschaft mit einem Japaner gemacht hatte und 1932 bei der Judo-Sommerschule
grundlegende Kenntnisse über die „weiche Art des Jiu-Jitsu“ erwarb,
versuchte er durch hartes und intensives Training in dieser Sportart höchste
Leistungen zu vollbringen. So nahm er 1939 an den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg
teil und belegte den 7. Platz. Ein Jahr später in Essen schaffte er sogar den
Sprung auf das Siegertreppchen mit einem 2. Platz.
Der
zweite Weltkriege ging an unserem Sportfreund nicht spurlos vorbei. 1946 kam er
in Gefangenschaft. Im gleichen Jahr wurde er dann auch wieder entlassen. Danach
machte er mit viele Bekanntschaften mit Sportlern. Er nahm an Lehrgängen teil
und ging der Trainertätigkeit in Berlin und Schmölln nach. 1961 wurde er zum
Vorsitzenden der Judokommission des DJV gewählt. Auf Grund seiner guten Arbeit
wurde ihm im selben Jahr der 1. Dan verliehen.
Herbert
Schulze war bis 1954 aktiver Kämpfer in der Sektion. Er war DDR-Kampfrichter,
Organisationsleiter des DJV und Trainer.
Das
Ergebnis seiner Trainertätigkeit waren fünf Deutsche Meister und einen zweiten
Platz bei den Gesamtdeutschen Meisterschaften.
Wettkämpfe
in den Anfangsjahren
Nach
dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt, später
dann die Teilung Deutschlands durch die Gründung der BRD und die DDR.
Die
Höhepunkte eines jeden Wettkampfjahres waren die nationalen Vergleichskämpfe,
die die Sprottestädter Judokas mit ihren Sportfreunden aus Westdeutschland in
der DDR sowie auch in Westdeutschland durchführten. So pflegte die Sektion in
den Jahren 1953 – 1957 einen regen Sportverkehr mit Mannschaften aus vielen Städten
Westdeutschlands. Diese Wettkämpfe standen unter dem Motto: „Wir Sportler aus
Ost und West kämpfen für ein einiges Deutschland“.
Bei
dem wohl der größten nationalen Judovergleiche standen sich im Schmöllner
Gewerkschaftshaus die Mannschaften von Nürnberg, Braunschweig und Schmölln
gegenüber. Diesem interessanten Vergleichskampf, der vor rund 800 Zuschauern
ausgetragen wurde, konnten auch viele Sportanhänger durch das Fernsehen
indirekt beiwohnen.
Außer
diesem nationalen Mannschaftsvergleichskämpfen konnte sich die Sportfreunde
Zeuner und Schanner die Teilnahme für die Ersten Gesamtdeutschen
Jugendmeisterschaften im Jahre 1954 in der Leipziger Kongresshalle erkämpfen.
Die Beteiligung allein war schon ein riesiger Erfolg und damit auch für die
ganze Sektion, die ihre gute Stellung in der damaligen DDR dadurch festigte.
Gute Plätze wurden später auch bei den Bezirksmeisterschaften belegt.
Überdurchschnittliche
Leistungen erbrachte Horst Zeuner. Er wurde viermal hintereinander
Bezirksmeister. Bei den Gesamtdeutschen Jugendmeisterschaften 1954 in der
Leipziger Kongresshalle schuf der Sportfreund Horst Zeuner das Glanzstück
seiner Laufbahn. Er wurde nach großartigen Leistungen hinter dem westdeutschen
Matt Silbermedalliengewinner. Sportfreund Schanner wurde dabei fünfter.
Auch
die Sportfreunde Löbel, Hädrich, Gebrüder Gröger, Herbst, Schulze, Langer,
Zibbe, Bachmann, Scheffel haben sich für immer im Schmöllner Judosport einen
ehrenvollen Platz erkämpft.
Bedeutende
Erfolge
1954
Interzonenkampf gegen
Braunschweig:
8 : 4 für Schmölln
Gesamtdeutscher
Meister in Leipzig:
2. Platz für Horst Zeuner
1955
Interzonenkampf gegen Nürnberg:
10 : 2 für Schmölln
1956 / 1957
Mannschaftsbezirksmeisterschaft:
1. Platz für Schmölln
Interzonenkampf
Braunschweig / Wittenberg / Schmölln
1956
Nationaler Vergleichskampf in Braunschweig
Horst
Zeuner
2. Gesamtdeutscher Meister der Jugend (1954)
DDR-Meister:
Bernd Wiebel
G. Neubauer
Ingo Koskowsky
Heiko Wiesner
Renate Reichelt
Vordere
Plätze bei den Meisterschaften / Bezirksspartakiaden
1974:
Mike Pechstein;
Thomas Büttner; Mike Lorenz
Jens Gleitsmann
Thomas Tritzschler; Lutz Oettling; Falk Rüdiger
Jörg Köhler
Steffan Dietrich; Thomas Fink
Jürgen Schütz; Dieter Bernert; Thomas Trautmann; Thomas Göttner;
Sigfried Lehmann; Horst Zeißler
Andreas Dietrich; Andreas Süß; Volker Bratt
1975:
Holger Klitzschmüller;
Mike Pechstein; Jörg Köhler
Thomas Büttner; Ingo Baum; Volker Wendt; Lutz Wachholz; Volker Mischke;
Jens Gleitsmann; Peter Dietrich
Jürgen Schütz; Bernd Krammer; Andreas Frauendorf
1976:
Lars Müller; Volker Mischke; Thomas Büttner
Holger Klitzschmüller;
Uwe Göpel;
Thomas Tritzschler; Mike Wunderlich
1977:
Lars Müller; Rene Franke; Thomas Tritzschler
Uwe Göpel; Jörg Köhler;
Rolf Zeißler; Holger Klitzschmüller
Mike Wunderlich;
Volker Wendt
Volker Prast; Udo Kramer; Kai
Dubyk
1978:
Volker Mischke; Thomas Tritzschler; Uwe Göpel; Kai Schmutzler; Horst Gottschlich;
Rene Franke; Andreas Hoffmann
1979:
Volker Mischke; Volker Wendt; Thomas Büttner; Rolf Zeißler; Thomas Tritzschler;
Kai Dubyk
1980:
Udo Lippold; Horst Gottschlich; Jörg Köhler
Thomas Büttner
Thomas Pilz; Uwe Göpel; Andre Hofmann; Thomas Tritzschler;
Holger Klitzschmüller;
Jens Gleitsmann
Horst
Zeuner als vorbildlicher Übungsleiter der Sektion Judo
Horst
Zeuner wurde 1936 geboren. Nach Beendigung des Abiturs nahm er ein Sportstudium
in Chemnitz auf. Er begann 1951 , aufgrund der Werbung von Herbert Schulze, in
Schmölln mit dem Judosport. Er war also von Anfang an mit dabei. Neben den
Beruf als Sportlehrer fand er immer noch Zeit sich dem Judosport zu widmen. Bis
1965 war er aktiver Kämpfer in der Schmöllner Mannschaft. Er war ein
ausgezeichneter Judoka. Ab 1956 unterstützte er Sportfreund Schulze bei seiner
Tätigkeit.
1961
erhielt er die Ehrennadel des DTSB in Silber als besonders verdienter
Judosportler, der in 10 Jahren Judosport hervorragende Leistungen vollbracht
hat.
1970
legte Horst Zeuner seine DAN-Prüfung ab und bekam damit seinen 1. Meistergrad.
Anfang
der 70er Jahre übernahm er die Sektion Judo von Herbert Schulze, der froh darüber
war, eine so ausgezeichneten Sportler als Nachfolger gefunden zu haben, von dem
er wußte, dass er das begonnene Werk in seinem Sinn fortsetzen würde. Für
seine vorbildliche Übungsleitertätigkeit erhielt er mehrere Auszeichnungen.
Anfang
der 70er Jahre wurde Schmölln zum Trainingszentrum. Es wurde dreimal in der
Woche in der Turnhalle der damaligen „Alfred Nitzsche Oberschule“ trainiert.
Jeder Trainingstag umfasste je zwei Stunden für die Kinder-Gruppe und die
Jugend-Gruppe. Die Trainingstage wurden aufgeteilt in Athletik-Schulung und an
den anderen Tage wurde gekämpft und / oder sich für die Gürtelprüfung
vorbereitet.
In
beiden Übungsgruppen wurde das Training ernst genommen, und es kristallisierten
sich bald einige Sportfreunde heraus, die bei Wettkämpfen erfolgreich waren.
Infolge
der Rationalisierungsmaßnahmen im DDR-Maßstab wurde 1977 das Trainingszentrum
aufgelöst. Da die Hallenverteilung zu Gunsten anderer TZ ausfiel, hatte die
Sektion Judo ab 1977 nur noch zweimal die Woche Training in der Turnhalle des
heutigen Gymnasium (Helmholtzstraße). Der „Dynamo Schmölln“ bereitete sich
intensiv auf verschiedene Höhepunkte vor und vertrat den Kreis Schmölln würdig.
Die
gute Trainingsarbeit in Bezug auf die Vorbereitung auf Wettkämpfe zeigten sich
in den erbrachten Kampfleistungen und Erfolgen sowie in der Delegierung von
einigen sehr guten Sportlern zum „SC Dynamo Hoppegarten“ und „SGL“
(Wolfgang Schüler, Horst Zeißler, Steffan Köhler, Frank Göttner, Stefan
Dietrich, Ralf Kirsche, Mike Pechstein und Kai Schmutzler). Als letzter wurde
Kai Schmutzler 1980 zum „SC Dynamo Hoppegarten“ delegiert. Hier zahlte sich
das Training aus. Kai gewann wichtige Turniere und vertrat den „SG Dynamo Schmölln“
erfolgreich bei den DDR-Meisterschaften.
Wenn
man die Erfolge der Sektion Judo in den siebziger Jahren betrachtet, so kann man
sagen, dass der Trainer der Sektion, Sportfreund Horst Zeuner, einen großen
Anteil daran hat. Nur durch seine Arbeit und seine Einsatzbereitschaft konnte er
das Werk von Herbert Schulze voranbringen bzw. fortsetzen.
An dieser Entwicklung des Judos in Schmölln wird deutlich, dass bei guter Arbeit und fleißigem Training auch die Erfolge nicht ausbleiben.
Vom
"SG Dynamo Schmölln" zum Polizeisportverein Schmölln e.V.
Im Wirrwarr der Nachwendezeit hat sich der Verein behauptet und gründete sich im Mai 1990 als Polizeisportverein Schmölln neu.